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Velo signiert sein Gedächtnisblatt. Links Wouter, in der Mitte Meander |
von Jos Sinnema
Am Montag, den 15. Dezember, ist im Alter von 98
Jahren Rudolf (Velo) Bierman gestorben. Letztes Schuljahr hat er Wouter
Tullenaar und Meander Fabels noch ein Interview für das Gedächtnis-buchprojekt
gestattet. Zur Präsentation am 22. März dieses Jahres, als sein
Gedächtnisblatt in das Gedächtnisbuch aufgenommen wurde, konnte er jedoch nicht
mehr mitfahren.
Zur Zeit des deutschen Angriffs auf die Niederlande,
im Mai 1940, war Rudolf Bierman Gefreiter. Schon bald nach der niederländischen
Kapitulation schloss er sich der Widerstandsgruppe Ordedienst (OD) an, einer Widerstandsgruppe,
in der vor allem ehemalige Soldaten aktiv waren. Nach seiner Verhaftung kam er über
das Polizeigefängnis Scheveningen, das KZ Vught, das Polizei- und
Untersuchungsgefängnis Haaren und das polizeiliche Durchgangslager Amersfoort
als Nacht- und Nebelhäftling ins KZ Natzweiler im Elsass. Als die Alliierten durch
Frankreich vorrückten und das KZ Natzweiler September 1944 geräumt wurde, kam
er ins KZ Dachau. Hier war er jedoch nur ganz kurz, denn schon bald wurde er nach
Gröditz verschleppt, ein Außenlager des KZs Flossenbürg. Während des Todesmarschs
aus diesem Lager floh er und wurde von den Russen befreit. Am 28. August 1945
gelang es ihm, auf eigene Kraft wieder heim zu kommen.
Bis ins ganz hohe Alter besuchte Velo jedes Jahr
mit Schulkindern das ehemalige KZ Natzweiler. „Ich bin froh, dass ich darüber
erzählen kann“, sagte er darüber, „und dass man mir zuhört.“ Über dem Sofa in
seinem Wohnzimmer hing von jeder Gruppe ein Foto – als wären es seine eigene
Kinder.