Text: Sabine Gerhardus und Irene Stuiber
Fotos: Andreas
Kreutzkam
Kaya Dreesbeimdiek |
Die Biographie von
Johann Kling schrieb die Jura-Studentin vor einigen Jahren im Rahmen des
W-Seminars „Biographisches Schreiben“ als Schülerin des Josef-Effner-Gymnasiums
in Dachau. Schreiben, so hatte sich Kaya Dreesbeimdiek anfangs gedacht, das
klappt meist gut, biographisches Schreiben interessiert mich.
Über Kling wusste sie
zunächst nur, dass er der erste Nachkriegsbürgermeister von Haimhausen war,
dass er Kommunist war, Häftling des KZ Dachau, und dass es eine Tochter gab.
Die erste große Herausforderung des Seminars war die Arbeit in den Archiven.
Hier besonders: handschriftliche
Quellen. Sie saß Stunden über den Haftbüchern und suchte nach dem Namen in
einer Schrift, die schwer zu entziffern war. „Irgendwann sieht jeder Name aus
wie Johann Kling!“
Um so schöner, wenn
sich eine Information findet und sie eine Vermutung bestätigt. Wenn es Quellen
gibt, die einen weiterbringen, die helfen, neue Ideen zum Weitersuchen zu
entwickeln. Das, so glaubt Dreesbeimdiek, ist es, was jedem Historiker die
Motivation gibt, weiterzumachen.
Die Referentin
schilderte detailliert Johann Klings Leben. Es war geprägt von Krankheiten,
aber auch von seiner Geradlinigkeit, seinem Einstehen für seine Ideale – so hat
ihn jedenfalls seine Tochter im Interview geschildert.
Es gelang Kaya
Dreesbeimdiek zu zeigen, wie widersprüchlich Informationen über einen Menschen
in verschiedenen Quellen sein können. Beispielsweise zeigen die Dokumente aus
der Entschädigungsakte, mit welchen wirtschaftlichen Schwierigkeiten Kling zu
kämpfen hatte, als er zwischen der ersten und der zweiten Verhaftung sein
Fahrradgeschäft nicht mehr weiter betreiben konnte, und zudem die Bücher seiner
Leihbücherei beschlagnahmt worden waren. Er benötigte die Bücher oder einen
Ersatz dafür, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können, so schrieb er an
das Landesentschädigungsamt. Gleichzeitig war er in Haimhausen der einzige, der
ein Auto besaß. Die Zuhörer bekamen einen lebendigen Eindruck von der
Vielschichtigkeit Johann Klings und gleichzeitig von den vielen offenen Fragen
und Lücken, die bei der Erforschung einer Biographie entstehen.
Die Faszination und die
Notwendigkeit lokaler Geschichtsforschung betonten auch die anderen Referenten
des Abends. Peter Felbermeier äußerte sich in zweifacher Funktion, als
Chef des Rathauses, Bürgermeister von Haimhausen und als Vorsitzender von
Dachau Agil. Er zeigte sich sehr angetan vom Erfolg der Projekte der
Geschichtswerkstatt und betonte mehrfach, wie froh er ist, dass es dieses
Projekt gibt und dass noch so viele Zeitzeugen zu Wort kommen.
Marianne Klaffki,
stellvertretende Landrätin, misst der Arbeit der Geschichtswerkstatt große
Bedeutung bei. Sie trage gerade in der heutigen Zeit zu einer Gesellschaft der
Menschlichkeit bei. Klaffki wünscht sich eine Fortsetzung der Arbeit der
Geschichtswerkstatt.
Sabine Gerhardus,
Leiterin des Teilprojekts „Das Lager und der Landkreis“ bedankte sich für die
engagierte Arbeit am Projekt bei den zahlreichen Ehrenamtlichen. Sie waren es,
die in mühevoller Suche und detailgetreuer Detektivarbeit die kleinen
Puzzleteilchen gesucht und zu einem Bild zusammengefügt haben.
Ausstellung: Rathaus Haimhausen, Hauptstr. 15, bis 7.2.2016
Öffnungszeiten: Mo – Fr 8.00 – 16.00 Uhr
Do bis 18.00 Uhr
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