von Tess Verduijn
(Übersetzung Jos Sinnema/Irene Stuiber)
Letztes Wochenende waren wir vier Schüler des Het Baarnsch
Lyceums in Ravensbrück. Der Besuch war Teil unserer Recherche zu zwei neuen
Biographien für das Gedächtnisbuch. Mit Jur Plötz schreibe ich über Frau
Bueninck. Sie war in den KZs Vught (Herzogenbusch), Ravensbrück und Dachau.
Jeannot Mets und Fedde van der Herberg schreiben über Herrn Pratomo, dessen
Frau in Ravensbrück war. Er selbst war in Vught und Dachau.
Es war noch früh, als wir am Samstagmorgen von unserem
Hotel aus zur Gedenkstätte fuhren. Es waren nur zehn Minuten zu fahren. Als wir
ankamen, fiel mir gleich eines auf: der große Kontrast zwischen dem SS-Bereich
des Lagers und das KZ selbst. Im SS-Bereich standen schöne, große Häuser, fast alle
mit Aussicht auf einen See. Es gab viele Bäume und die Atmosphäre war beruhigend.
Als wir ein Stückchen weitergingen, kamen wir zum Tor zwischen dem SS-Bereich
und dem eigentlichen KZ. Eine große Leere kam uns jetzt entgegen. Straßen
bedeckt mit kleinen schwarzen Steinen wurden sichtbar. Das Lager war umsäumt
von einer hohen Mauer. Teilweise gab es noch Stacheldraht.
Wir hatten eine Führung und bekamen viel zu sehen. Bemerkenswert
war das große Gebäude ganz am Ende des Lagers, zu dem wir nach der Führung auf
eigene Initiative gegangen sind. Gigantisch große, leere Räume erwarteten
uns. Hier fand ich es leichter, mir vorzustellen,
wie es gewesen sein muss. Wir liefen durch das leere Gebäude und die Stille
berührte mich. Man steht in so einem großen Raum und wird 70 Jahre zurück in
der Zeit versetzt. Ich konnte die Reihen von Tischen mit Nähmaschinen wirklich
vor mir sehen, an denen junge Frauen
arbeiten mussten. Von Uniformen bis zu Schuhen wurde hier alles Mögliche
fabriziert. Und glaub nur nicht, dass man abends um sechs todmüde in die
Baracke gehen durfte. Nein, hier wurde Zwangsarbeit erbracht und das ist nach
so langer Zeit immer noch spürbar.
Unsere Begleiter, Jos Sinnema und Peter Mreijen, konnten
uns viel erzählen über das, was es im Lager zu sehen gab. Manchmal las Jos eine
Passage aus den Memoiren einer Frau vor, die in Ravensbrück inhaftiert war.
Alles kommt einem dann ganz nah. Sehr eindrucksvoll waren auch die alten Zellen.
Der Führer erzählte, welche Strafen es hier gab. Ich werde euch die Details
ersparen, es war schrecklich. In jeder Zelle gab es Erinnerungen an Häftlinge
aus einem bestimmten Land. In der „holländische Zelle“ gab es sogar eine
Stickerei, die von Frau Bueninck gemacht worden ist.
Nachdem wir uns den KZ-Bereich des Lagers angeschaut
hatten, haben wir das Haus des Lagerkommandanten besucht. Auch das war sehr eindrucksvoll, denn es gab
hier noch vieles zu sehen. Dadurch konnte ich mir gut vorstellen, wie man hier
gelebt hat. Das Unheimlichste war wohl, dass der Kommandant hier mit seiner
Frau und seinen Kinder gewohnt hat, und dass man von der Wohnung aus Aussicht
über das KZ hatte. Zum Schluss sind wir auch noch in einer Wohnung gewesen, in
der Aufseherinnen gewohnt haben. Auch hier gab es eine Ausstellung. Alles in
allem war es ein sehr eindrucksvolles Wochenende. Es ist gut, dass ich die
Chance bekommen habe, dies alles mit eigenen Augen sehen zu dürfen.
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