Mittwoch, 10. September 2014

"Jedes Mal ist es ein bisschen anders." – Interview mit Jan Kwiatkowski, Freiwilliger der Aktion Sühnezeichen in Dachau



Jan Kwiatkowski hat als Freiwilliger der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste ein Jahr lang ein bis drei Tage in der Woche am Gedächtnisbuchprojekt mitgearbeitet. Zu seinem Arbeitsgebiet gehörte Organisatorisches rund um die Wanderausstellung des Gedächtnisbuchs. An seinem letzten Arbeitstag Ende August konnte ich Jan einige Fragen zu seiner Tätigkeit im Projekt stellen.

Was gefällt dir am Gedächtnisbuchprojekt?

Es gefällt mir, dass es sich mit individuellen Schicksalen beschäftigt. Und die Arbeit mit der Ausstellung gefällt mir auch. Jedes Mal ist es ein bisschen anders. Zu jeder Ausstellung muss ich überlegen, was genau dieser Aussteller an der Ausstellung interessant finden wird. Es ist nicht langweilig, aber es ist auch eine ruhige, angenehme Arbeit.

Hast du Vorschläge, was man im Projekt anders machen könnte?

Vielleicht wäre es eine Idee, Ansprechpartner in anderen Ländern zu finden. Ich finde, es gibt viele Biographien aus Deutschland und vielleicht aus Frankreich und ganz wenige zum Beispiel aus Polen oder etwa aus dem ehemaligen Jugoslawien. Das sind nur Beispiele. Ein Ansprechpartner vor Ort könnte das ändern.

Du arbeitest selbst an einer Biographie für das Gedächtnisbuch. Kannst du etwas darüber erzählen?

Dieser Mann heißt Czeslaw Kordylewski und ich habe ihn persönlich kennengelernt. Er war damals zu jung, um ein Widerstandskämpfer zu sein. Aber er war ein Pfadfinder, und eine Gruppe Pfadfinder hat ein Radio gebaut, weil es im besetzten Polen verboten war, ein Radio zu haben. Sie haben Radio gehört, die Nachrichten der BBC. Sie haben das aufgeschrieben, was sie gehört haben, und die kopierten Zettel haben sie weitergegeben. Nicht öffentlich, sondern diese Zettel haben sie zum Beispiel in bestimmte Briefkästen gelegt und deswegen wurden sie arrestiert. Czeslaw Kordylewski wurde im April 1941 arrestiert und ist bis zum Ende des Krieges in verschiedenen Konzentrationslagern geblieben. Zuerst Posen, dann das Gefängnis Wronki in der Nähe von Posen, danach wurde er nach Auschwitz geschickt, dann war er zwei Monate in Flossenbürg. Er ist schließlich zwei Jahre in Dachau geblieben. Bis zur Befreiung arbeitete er in der Munitionsfabrik in Augsburg.

Dein Blatt ist noch nicht ganz fertig. Wann wird das soweit sein?

Bis jetzt habe ich ganz viele Materialien gesammelt und ich habe Herrn Kordylewski dreimal interviewt. Ich hoffe, dass ich das Blatt Anfang Oktober abschließen kann. Dann habe ich Zeit dafür.






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen