Abba Naor und Romani Rose sprachen bei der Gedenkfeier des
Trägerkreises „Todesmarschmahnmal Dachau in Erinnerung an die Todesmärsche“ am
Samstag, den 2. Mai 2015, in Dachau.
Für das Gedächtnisbuchprojekt war diese Veranstaltung von
besonderer Bedeutung: Zu Abba Naor gibt es eine Biographie im Gedächtnisbuch. Das
Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg, dessen
Vorsitzender Romani Rose ist, hat im Jahr 2008 die Internationale
Wanderausstellung des Gedächtnisbuchs gezeigt. Diese Ausstellung zeigt ein
Porträt des österreichischen Roma-Angehörigen Karl Wacker Horvath, für den es
auch ein Gedächtnisblatt gibt. Andreas Pflock, wissenschaftlicher Mitarbeiter
des Dokumentationszentrums, hat mit Jugendlichen Biographien für das
Gedächtnisbuch erarbeitet, eine davon für den deutschen Sinto Karl Pasquali.
Wir freuen uns, dass wir die Reden von Romani Rose und die Begrüßung des Dachauer Oberbürgermeisters Florian Hartmann im Original dokumentieren dürfen. Sie finden Sie in den nachfolgenden Posts.
Bericht und Fotos von Sabine Gerhardus
Die Anwesenheit zahlreicher Überlebender des KZ Dachau bedeute
ein Geschenk und eine Verpflichtung, betonte der Dachauer Oberbürgermeister
Florian Hartmann in seiner Begrüßung. Anknüpfend an den Appell „Nie wieder!“
der Überlebenden gab Hartmann ihnen „persönlich und aus tiefstem Herzen“ ein
Versprechen: „die Stadt Dachau wird alles daransetzen, Ihren Appell und Ihren
Auftrag in die Zukunft weiterzutragen.“
Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti
und Roma, erinnerte an die Ermordung von 500.000 Roma und Sinti,
an die Fortführung der rassenideologischen Denkweise der Nationalsozialisten
bis weit in die Nachkriegszeit. Er erinnerte auch an den Kampf der
Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma, sprach von Erfolgen auf dem Weg zur
Gleichberechtigung, prangerte aber auch Missstände an: „Minderheiten wie Sinti
und Roma, Juden oder Muslime müssen wieder einmal als Sündenböcke für
ökonomische Fehlentwicklungen und soziale Verwerfungen herhalten. Rechte
Parolen finden bis in die Mitte der Gesellschaft Widerhall.“
Rassismus und Populismus bedrohten nicht nur die Rechte von
Minderheiten, sondern zielten auf das Herz der Demokratie, so Rose. „Jeder
Brandanschlag auf ein Wohnheim für Asylsuchende und jeder Angriff auf einen
Menschen anderer Hautfarbe ist ein Angriff auf unseren Rechtsstaat und das
friedliche Zusammenleben in unserem Land. Wir dürfen den Rechtsradikalen nicht
den öffentlichen Raum überlassen, da sonst die Demokratie Schaden nimmt.“
Rose rief Politik, Justiz und Gesellschaft dazu auf,
rassistisches und menschenfeindliches Handel konsequent zu ächten und
antirassistische Netzwerke zu unterstützen.
Sein Appell: „Die Errungenschaften der offenen Gesellschaft
müssen wir gemeinsam verteidigen, für diese Werte müssen wir die junge
Generation immer wieder neu gewinnen und begeistern.“
Im Anschluss an Romani Rose sprach der Überlebende des KZ
Dachau, Abba Naor, der am 26. April 1945 als siebzehnjähriger auf den
Todesmarsch geschickt wurde. Abba Naor hielt eine kurze Ansprache im Namen der
anwesenden Zeitzeugen: „Wir brauchen uns nicht erinnern, weil wir nicht
vergessen haben. Wir waren dabei.“ Seit 2006 ist Abba Naors Lebensgeschichte im
Gedächtnisbuch nachzulesen. Zum 70. Jahrestag der Befreiung des
Konzentrationslagers ist er mit zwei seiner acht Urenkel angereist.
Aus den Erinnerungen ehemaliger Häftlinge zitierten Schüler
und Schülerinnen des Josef-Effner-Gymnasiums. Die Veranstaltung wurde
musikalisch von der Familie Huber-Ewald und vom Chor „Valentin Polanšek“ aus
Slowenien begleitet. Der Chor wurde von dem Überlebenden des KZ Dachau,
Valentin Polanšek, gegründet und steht bis heute in der Tradition des
slowenischen Chores im KZ Dachau.
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