Mittwoch, 7. Oktober 2015

„Aber Geschichte, des hod mi immer intressiert“ - Ein Interview mit Maria Kirchhuber




von Annalena Elsner

Maria Kirchhuber
Im Januar lernte ich bei der Ausstellungseröffnung „Das Lager und der Landkreis“  in Odelzhausen Hedwig Grünwald kennen, und im März in Altomünster Maria Kirchhuber, die beiden Nichten von Paul Lachawietz, der  4 Jahre im KZ-Dachau inhaftiert war. Später arbeitete der aus Schlesien stammende Pfarrer als Kaplan in Altomünster und als Pfarrer in Sittenbach.
Durch die Begegnung mit den beiden Frauen, die noch viel von ihrem Onkel erzählen können und den vielen Dokumenten, wie Tagebücher, Briefe und Bilder, die sie mir zur Verfügung stellten, wurde mein Interesse an der Geschichte der Familie Lachawietz wieder neu geweckt.  So war es für mich eine große Ehre, am 13.09 2015 mit Maria Kirchhuber ein Interview über die Geschichte ihrer Familie führen zu können.
Maria Kirchhuber ist selber sehr an Geschichte interessiert und eine unglaublich gute Erzählerin. Es liegt ihr am Herzen, die Geschichte ihrer Familie weiterzugeben, damit die jungen Leute aus der Geschichte lernen und sich die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen. Gerade die aktuelle Flüchtlingskrise bewegt sie sehr, wie sie mir vor dem Interview erzählte, denn auch ihre Großeltern mussten aus ihrer Heimat fliehen. So verließen die Großeltern das Bauerngut, das seit über 200 Jahren in Familienbesitz war und der Großvater musste im Alter von 63 Jahren eine Stelle als Bauernknecht annehmen, um seiner Familie eine neue Existenz aufzubauen.
Eine Geschichte, die sie mir erzählt hat, ist mir besonders im Gedächtnis geblieben. Ihr Vater Franz Lachawietz, war mehrere Jahre in russischer Gefangenschaft. An einem Weihnachten, an das Jahr kann sie sich nicht mehr erinnern, bekamen die Gefangenen nichts zu essen, da nicht gearbeitet wurde und er und seine Mithäftlinge waren sich sicher, dass sie über die Feiertage verhungern würden. In dieser Not kam eine kleine alte Frau, die ihnen über den Zaun warme Pellkartoffeln zuwarf. Diese Pellkartoffeln retteten ihnen das Leben, erzählte ihr Vater. Im Gedenken an dieses Weihnachten, an dem der Vater beinahe verhungert wäre, wurde von der Familie jedes Weihnachten, bevor es das gute Essen gab, immer eine Scheibe trockenes Brot gegessen.
Die Biographie von Paul Lachawietz wird zusammen mit anderen Biographien von ehemaligen KZ-Häftlingen zwischen 12. Oktober und 20. November 2015 im Landratsamt in Dachau in der Ausstellung „Das Lager und der Landkreis“ gezeigt.

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